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Fürst von Pückler-Muskau (1785 - 1871)

Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau * 30. Oktober 1785 auf Schloss Muskau; † 4. Februar 1871

Hermann Ludwig Heinrich Graf von Pückler-Muskau (Geboren am 30. Oktober 1785 auf Schloss Muskau; Gestorben am 4. Februar 1871) erbt nach dem Tod seines Vaters 1811 die Standesherrschaft Muskau. 1822 in den Fürstenstand erhoben, ist Pückler bis heute als Standesherr, Schriftsteller, Reisender, Frauenheld und vor allem als Gartenkünstler bekannt.

 

Unter Pseudonymen, zuerst als "Der Verstorbene", später als "Semilasso" - der "Halbmüde", verfasst Pückler verschiedene feuilletonistische Reisebeschreibungen. Mit außergewöhnlicher sprachlicher Eleganz schildert er eindrucksvoll, was er auf Reisen sieht und erlebt: Landschaften, Personen und Ereignisse. Von den zehn Buchtiteln, die er herausgibt, zeichnet er nur eines mit seinem Namen, die "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei", die 1834 erscheinen. Viele seiner Bücher werden zu Bestsellern und erscheinen bis heute als Neuauflagen und Nachdrucke.

 

Angeregt durch das faszinierende Erlebnis des malerischen Themsetals am Richmond Hill bei London, das in seinen Augen einer idealen Gartenlandschaft gleicht, beginnt Pückler 1815 mit der Anlage des Muskauer Parks. Mit seinen anfänglichen, umfangreichen Abrissmaßnahmen vorhandener Gebäude stimmt er die Muskauer Bürger jedoch skeptisch und handelt sich bald den Namen "Einreißer" ein. Durch die Hochzeit mit Lucie von Hardenberg (1776-1854) im Jahre 1817 gewinnt er aber eine Partnerin, die ebenfalls mit dem Gartenvirus infiziert ist und ihren Gatten auch nach der formellen Scheidung 1826 bis zu ihrem Lebensende tatkräftig unterstützt. Etwa 200 Arbeiter beschäftigt Pückler bei der Umsetzung seiner Vision, die auf dem Papier nach und nach auf eine Größe von 830 ha heranwächst. Weite Wiesenflächen werden zu Bühnen, auf denen der Fürst seine Bäume einzeln, in Gruppen und als kompakte "Klumpen" platziert - wie Kulissen in einem Theater. Dramaturgisch geschickt geführte Wege leiten den Spaziergänger von einem Landschaftsgemälde zum nächsten und bergen immer wieder neue Überraschungen.

 

Pückler legt auch den Grundstein für die Entwicklung Muskaus als Bad: Im Jahre 1822 weist der königliche Kreisphysikus Dr. Gustav Kleemann den Standesherrn darauf hin, dass das Quell- und Schichtenwasser im Gebiet des Alaunwerkes bereits seit dem 16. Jahrhundert als Heilmittel bekannt ist. Pückler und Lucie eröffnen daraufhin schon 1823 den Badebetrieb mit Trinkkuren, Mineralwasserbädern, Moor-, Schwitz-, Kräuter- und Kiefernnadelbädern und gestalten gemeinsam die Gartenanlagen um die anfangs noch provisorischen Badegebäude, den Badepark. Noch heute ist Muskau eine Kurstadt, die ihren Gästen die Möglichkeit bietet, verschiedene alte und neue Heilmethoden zur Erholung und Genesung zu nutzen.

 

Die enormen Ausgaben für den Park und seinen ausschweifenden Lebensstil, aber auch die von seinen Vorfahren übernommenen Schulden zwingen den Fürsten 1845 schließlich dazu, Muskau zu verkaufen. Prinz Friedrich der Niederlande und die Grafen von Arnim, die nachfolgenden Besitzer der Standesherrschaft, vollenden das Begonnene mit Respekt und künstlerischem Gespür im Sinne des Urhebers. Hermann und Lucie von Pückler-Muskau lassen sich indessen in Branitz nieder, um in zweieinhalb Jahrzehnten nochmals ein großartiges Landschaftsgemälde zum Leben zu erwecken. Ãœber die Arbeiten an seinen eigenen Anlagen hinaus ist der Fürst aber auch als Berater tätig und hinterlässt in Babelsberg, Neuhardenberg, Glienicke, Wilhelmsthal bei Eisenach, Ettersburg, Tiefurt bei Weimar sowie dem Bois de Boulogne bei Paris gestalterische Spuren.

 

Der Muskauer Park wird nach jahrzehntelanger Kontinuität 1945 durch die neue Grenzziehung zwischen Polen und Deutschland in zwei Teile zerschnitten, die von nun an eine völlig unterschiedliche Entwicklung nehmen. Während die deutsche Seite im Rahmen des Möglichen als Park gepflegt wird, verfällt der östliche, nunmehr polnische Teil in einen regelrechten Dornröschenschlaf. Erst 1988 gelingt es, einen Kooperationsvertrag zu schließen und mit der Wiedervereinigung der beiden Parkseiten zu beginnen.

 

Umfangreiche Wiederherstellungsarbeiten führen nach und nach beide Teile von Neuem zusammen und machen Pücklers geniale Komposition wieder als Gesamtkunstwerk erlebbar. Als Krönung der geleisteten Arbeiten wird der Muskauer Park im Juli 2004 in die Liste des Welterbes der UNESCO aufgenommen - Das Werk des einstigen "Einreißers" ist einer der größten und einzigartigsten Landschaftsgärten Europas und damit Weltklasse!

 

Die lebendigen Gemälde des Fürsten haben bis heute nichts von ihrem Zauber verloren, der gerade aus der so natürlich erscheinenden, idealisierten Landschaft erwächst: "Der geniale Naturmaler [...] studiert das vielfach von der Natur ihm Gegebene, und verarbeitet dies Vereinzelte durch seine Kunst zu einem schönen Ganzen, dessen Melodie den Sinnen schmeichelt, das aber nur dann den höchsten Genuss gewährt, wenn Harmonie dem Werk die wahre Seele eingehaucht hat." (Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, 1834)

 

Barufke/Roscher

 

Anlässlich seine 225. Geburtstages wird Pückler im Jahr 2010 postum zum Ehrenbürger der Stadt Bad Muskau ernannt.